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Die Bildwelt der Romanik

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Das kleine Bergdorf Zillis im schweizerischen Graubünden be- sitzt in seiner Martinskirche die bemerkenswerteste der erhalten gebliebenen, gemalten Kirchendek- ken aus der Romanik. Umrahmt von einem, durch amphibische Fa- belwesen belebten „Ur-Meer" fin- den wir, gemalt auf Holztafeln der Kassettendecke, das Christusleben und besonders schön die Martins- legende, in ihrer ergreifenden Dy- namik eindrucksvoll dargestellt. Neue wissenschaftliche Methoden weisen die Mitte des 12. Jahrhun- derts als Entstehungsdatum aus.

Macht nun bereits das Betrach- ten der wunderbar gedruckten Bild- tafeln große Freude, so wird der Nutzen, den man aus dem Buch schöpft, noch gesteigert durch die gut gelungenen Erklärungen der seelischen Konstitution jener Men- schen, für die dieses Kunstwerk geschaffen wurde. Ausgehend vom imaginativen Schauen der Men- schen des Hochmittelalters findet sich der Leser bald in jener Symbo- lik zurecht, die ausgehend von Zahl, Farbe und Anordnung erkennen läßt, was sonst bloß in unbewußten Bereichen der Seele erahnt werden kann. So ist es zum Beispiel überra- schend, wie aufgrund der Dreizeit- alterlehre des Joachim von Fiore der sonst unverständliche Übergang von der Dornenkrönung Jesu zur Martinslegende auf den Tafeln er- klärbar wird.

KOSMISCHE BILDWELT DER ROMANIK. Die Kirchendecke von Zillis. Herausgegeben von Peter Heman, Kommentar von Christoph Eg- genberger, Verlag Urachhaus, Stuttgart 1989.176 Seiten, zahlreiche Färb- und SW-Abbildungen, öS 670.80.

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