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Staatskirche?

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Die Liturgie ist unsere Theologie, unsere Ethik, unsere Ästhetik. So grenzt eine junge orthodoxe Christin Rußlands ihr Bekenntnis gegenüber anderen Kirchen ab. Es ist einer der Schlüsselsätze in einem Buch über die orthodoxe Kirche im heutigen Rußland nach dem Ende der Sowjets, welchen es innerhalb der 70 Jahre ihrer Herrschaft nicht gelang, die „eigentliche Seele Rußlands” zu zerstören.

Immer hat sich die orthodoxe Kirche Rußlands als Staatskirche gesehen. Die Schwierigkeiten, ohne Staat auskommen zu müssen, werden eindrucksvoll dargestellt, ebenso die zwei grundlegenden Strömungen innerhalb derrussischenOrthodoxie, einmal die Traditionalisten, die sich selbst unter der Sowjetherrschaft wohler gefühlt haben mögen als gegenwärtig, jenseits jedes staatlichen Schutzes, und dazu die reformliebenden „Westler”, welchen allerdings die Missionsfreudigkeit der plötzlich erlaubten Sekten Probleme bereitet.

Eines steht fest, sagen die Autoren dieses informativen Buches: noch nie während der zuletzt vergangenen drei Jahrhunderte waren die Bedingungen für die orthodoxe Kirche Rußlands so günstig, die höchste, dem Zugriff des Staates entzogene moralische und geistige Autorität zu werden. Ob”das von der Mehrheit des Klerus erstrebt wird, bleibt allerdings offen.

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