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Jugend im Reich

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Alles beginnt mit einer Fahrt zum Klassentreffen, das ausgerechnet der, nach dem Anschluß Österreichs in den NS-Staat als einziger damals aus rassischen Gründen von der Schule verbannte Schüler veranstaltet. Natürlich werden Erinnerungen lebendig, und es sei gleich vorweggenommen, daß diese Erinnerungen des Autors über rund 250 Seiten hinweg zu einem deutlichen, nichts beschönigenden, nichts verteufelnden Bild der Kriegsjahre aus der Sicht eines damals Zwölf-bis Achtzehnjährigen ergeben.

Vor den Augen des Lesers entsteht nicht nur die tiefgreifende Manipulation, vor allem der Jugend, durch die Propagandamaschine des Dritten Reiches, sondern auch die immer gegenwärtige Angst der Erwachsenen innerhalb des heute fast schon unvorstellbaren Terrors jenen gegenüber, die anders dachten als das Regime.

Natürlich wurde dem damals jugendlichen Autor zu jener Zeit manches zum Widerstand, was ihm heute als Bubenstreich erscheint. Verständlich ist daher, daß vor allem die Monate, die der Autor als sogenannter Luftwaffenhelfer rund um Wiener Neustadt verbrachte, als quasi erstes Abenteuer des Lebens und allgegenwärtig verherrlicht, selbst heute noch in verklärtem Licht erscheinen können.

Jedenfalls gibt es hier einen biografischen Text, von dem die Nachgeborenen viel über den Alltag im Dritten Reich und dazu ein gutes Maß Toleranz den Menschen gegenüber lernen können, die jene Jahre wohl oder übel durchleben mußten.

KAMPFLÄUFER ODER CHARLY UND DIE MÖDLINGER. BiografischerRoman. Von Karl E. Trauttmansdorff. Edition Atelier, Wien 1991. 153 Seiten, öS 240,-.

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