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Das erlebte Märchen

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Es gibt Hinweise, welchen hie oder da sogar Beweiskraft zugeschrieben wird: Kinder bis zum etwa dritten Lebensjahr finden sich erstaunlichoft zurecht und leben zum Teil auch in einer für sie noch nicht vergessenen Geisteswelt. Lorenz Mack hat nun die ergreifende Geschichte eines Mädchens erzählt, das bis ins Schulalter und bis zu seineμi frühen Tod sich steigernd in jenem Reich daheim ist.

Eingangs hält er fest, daß sich die Geschichte wie erzählt zugetragen habe, und trotzdem :- oder gerade deshalb? - ist es ein Märchen, das ganz tiefe Schichten der menschlichen Seele berührt. Die weiße Schwalbe, geträumt als Garant himmlischer Welten, wird im Lauf des kurzen Erdenlebens des Kindes pausenlos gesucht, und erst im Tod als engelgebrachte Gegenbenheit erlebt. Dazwischen hat das kleine Geschöpf Umgang mit Tier und Pflanze, versteht ihre Sprache, erlebt geistige Kräfte in zugänglichen Zeichen, erlebt ihre Gegenwart als Elfen, Feen, Erd- oder Quellgeister. Blumen neigen sich dem Kind zu, Vögel und Schmetterlinge umflattern es, bis zuletzt eben ein.Engel die ersehnte weiße Schwalbe ans Sterbebett bringt als Zeichen des Reiches über und nach dieser Welt.

Alles zusammen also ein wunderbares Buch, bei dem einzig der

expressionistisch-abstrahierende Zeichenstil der lliustrationen stören kann, wobei es aber leicht ist, über die Bilder hinwegzusehen.

KATALIN UND DIE WEISSE SCHWALBE. Von Lorenz Mack mit zehn Zeichnungen von Anna Rogler·Kammerer. Verlag Styria, Graz/ Wien/Köln 1990. 79 Seiten, öS 240,-.

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