Das bizarre Land der Königin von Sanaa
Die fremde und für Europäer auch noch recht unbekannte Welt Jemens, das durch den Bürgerkrieg in die Schlagzeilen der Medien geraten ist, wird durch diesen großartigen Bildband erschlossen.
Die fremde und für Europäer auch noch recht unbekannte Welt Jemens, das durch den Bürgerkrieg in die Schlagzeilen der Medien geraten ist, wird durch diesen großartigen Bildband erschlossen.
Ganze vier Jahre waren der Süden und der Norden Jemens vereinigt. Obwohl es um den unlängst ausgebrochenen Krieg still geworden ist, hat der sich erst langsam entwickelnde Tourismus ein vorläufiges, doch jähes Ende gefunden. Aber der Reiselustige kann Ersatz finden.
Zwanzig Jahre hindurch haben Pascal und Maria Marechaux immer wieder den Jemen bereist und schöne Photographien angefertigt. Manches Dargestellte ist inzwischen bereits verloren, denn auch im Jemen ist die Verwestlichung im Gange. Dominique Champault hat zu den eindrucksvollen Photos sehr informative Texte verfaßt. Im Kapitel „Hierarchien und Machtstrukturen“ wird das Bild vom „Felix Arabia“ zum ersten Mal gründlich relativiert. Der Klasse der „seyyid“, Nachkommen des Propheten, entstammten die Imam-Regenten. Eine dünne Oberschicht aus dem Norden beherrschte den ganzen Süden. Ursachen und Anlässe zu heutigen Auseinandersetzungen werden verständlich. „Gott mit uns und wir gegen alle“ scheint heute das Motto allzu vieler Stammesführer zu sein.
Und zum zweiten Mal verblaßt das „Felix Arabia“, wenn der Leser die unfaßbaren sozialen Ausgrenzungen im Land kennenlernt. Manche Berufe sind aus völlig uneinsichtigen Gründen weniger „ehrenwert“ als .andere. Am wenigsten angesehen ist der Gastwirt. Ein absolutes Patriarchat bestimmt die Gesellschaft. Frauen sind deshalb nur noch selten unverschleiert. Der freie Mann geht mit dem Dolch, oft auch mit der schußbereiten Kalaschnikow. Ist er imstande, Leben zu zeugen, darf er auch Leben nehmen. Alle kauen den euphorisierenden Kat, dessen Anbau volkswirtschaftlich zu schaden be ginnt. Die Attraktivität ausländischer Produkte steigt nahezu täglich, denn viele Berufsgruppen sind am Aussterben.
Trotz allem, was über das Land hereinbricht, ist der Jemen für den Europäer ein Land der Träume, die er mit diesem Buch auf schöne Weise am Leben erhalten kann.
JEMEN
Von Pascal und Maria Marechauz. f Texte von Dominique ChampauU.
Übersetzt aus dem Französischen von Daniela Schetar-Käthe und Hann van Laak
DA Verlag Das Andere, Nürnberg 1995. 2)8 Seiten, öS 999,-.
