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Liebe und Recht

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Was Pestalozzi um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert begonnen hatte, was Maria Montessori zum Beginn unseres Jahrhunderts fortsetzte, alle Reformen der Pädagogik, die diese zwei Großen eingeleitet haben, sind mit Janusz Korczak in Polen zu einem gewisssen Endpunkt gekommen: „Wie man ein Kind lieben soll" und „Das Recht des Kindes auf Achtung" sind Titel von zwei seiner Werke, die auch heute noch aufhorchen lassen.

Und Korczak ging weit in seinen Forderungen. In einem seiner Waisenhäuser mußten die Praktikanten zum Beispiel tun, was damals von den Kindern als selbstverständlicher Beitrag zum Gemeinwohl verlangt wurde: Kartoffel schälen, Fenster putzen, Fußboden waschen. Dazu war es üblich, daß die Kinder über ihre Erzieher in regelmäßigen Abständen abstimmten, und man hatte sich im Fall von Differenzen sogar dem „Kindergericht" zu stellen. Korczak war jüdischer Abstammung, Arzt, Reformpädagoge und als er nach der Auflösung „seines" Waisenhauses im Warschauer Ghetto durch die Schergen Nazideutschlands mit 200 Kindern, trotz aller möglichen Hilfestellungen zur persönlichen Flucht, nach Treblin-ka und in den sicheren Tod ging, war ihm ein Platz unter den Großen dieser Welt gesichert.

Endlich gibt es nun eine umfangreiche, präzise, mit einmaligen Fotos ausgestattete Biograf ie Kor-czaks, die jedem empfohlen werden kann, der nicht Angst hat, durch die Lektüre dieses Buches ein anderer zu werden, oder gar seinen Lebensstil ändern zu müssen.

DER KÖNIG DER KINDER. Das Üben von Janusz Korczak. Von Betty Lifton, aus dem Amerikanischen von Annegrete Lösch. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1990.540 Seiten, öS 343,-

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