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Über die Wunder

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Während das Wunder früher bekanntlich „des Glaubens liebstes Kind" war und etwa in der Fundamentaltheologie als „Beweis" für eine Wahrheit gelten konnte, kippte mit dem Aufkommen der historisch-kritischen Methode in der Bibelexegese das Verhältnis der Theologen zum Wunder beinahe ins Gegenteil: Statt Wundersucht gab es so etwas wie Wunderflucht, und den Exegeten kamen aufgrund des modernen Weltbildes immer weniger von den im Neuen Testament berichteten Wundern als wirklich geschehene, im Sinne der Naturwissenschaft „echte" Wunder vor.

Wäre dem aber so - so lautet die Überlegung des Salzburger Theologen Bernhard Wenisch -, so hätten wir das Paradox, daß nachher in der Kirchengeschichte (von den Wundern der Aposteln bis zu den Wundern von Lourdes) mehr und größere Wunder passiert wären als zur Zeit Jesu selber.

Von der Überlegung ausgehend, daß die Wirklichkeit des Wunders deshalb neu in den Blick gebracht werden müsse, entwickelt Wenisch seine Theologie des Wunders.

Der mit viel Akribie geschriebenen Studie ist es zugute zu halten, daß sie ein allzu unbekümmert in die Exegese eingewandertes, verkürztes Verständnis der Wirklichkeit zugunsten eines umfassenderen Wirklichkeitsverständnisses aufzuzeigen und zu korrigieren imstande ist, aber einen Beweis vermag sie freilich auch nicht zu geben.

Das Ergebnis: „Definitiv kann sich der Mensch des Wunders nur im Glauben vergewissern", wird niemand anzweifeln.

GESCHICHTEN ODER GESCHICHTE? Theologie des Wunders. Von Bernhard Wenisch. Verlag St. Peter, Salzburg 1981. 273 Seiten, geb., öS 285,-.

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