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Überraschung mit Janácek

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Ein Abend der Überraschungen: Fast 17 Jahre nach der Premiere von Leos" Janäceks „Katja Kabanowa" konnte das Publikum dieses herrliche Werk in einer makellos schönen, leidenschaftlichen Aufführung wiederentdecken. Janäceks bohrende „Seelenmusik" hört man selten so intensiv, so schwelgerisch musiziert wie diesmal unter Ulf Schirmer. Er leistet am Pult der Philharmoniker minuziöse Arbeit und reißt mit seinen Sängern die Abgründe dieser Tragödie russischen Bürgertums, des Dramas von Liebe, Vereinsamung, Angst und Freitod Katja Kabanowas, auf.

Das zum Teil hervorragende, zum Teil solide Ensemble wird von einer Entdeckung angeführt: Die junge, temperamentvolle Nancy Gustafson ist eine fulminante Katja, als Persönlichkeit präsent, eine Liebende, Leidende mit strahlender Stimme, ausdrucksvollem, warmem Timbre und berührender Ausstrahlung. Eine Weltkarriere könnte ihr offenstehen. Leo-nie Rysanek singt eine gefährliche, zum Familiendenkmal versteinerte Kabanicha. Rundum qualitätvolle Stimmen, etwa von Heinz Zednik (Kudrjasch), Graciela Araya (Warja), Walter Fink (Dikoj). Stefano Algieris Liebhaber Boris und Michael Pabsts Tichon bleiben farblos.

Größte Überraschung des Abends ist Joachim Herz' Inszenierung in den Bühnenbildern Rudolf Heinrichs. Behutsam wurde das Drama der russischen Seelenlandschaft erneuert. Eine gültige Regie, die in ihrer düster-symbolischen Atmosphäre auch heute beklemmend neu wirkt.

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