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Als Ankläger in den Nürnberger Prozessen, als Rechtsanwalt und Publizist hat Robert M. W. Kemp- ner Zeit seines Lebens die Sache der Opfer des Dritten Reiches zu seiner eigenen gemacht. Die Her- ausgeber der Kempner gewidme- ten Festschrift beabsichtigen, die Perversion des Denkens und Han- delns „vom Prä- bis zum Neofa- schismus in Deutschland" zu re- konstruieren und zu dokumentie- ren.

Die Essaysammlung richtet sich gegen alte und neue Barbarei, in erster Linie gegen den Nationalso- zialismus, gegen Carl Schmitt. Den eigentlichen Schwerpunkt bilden jene Aufsätze, die den Nachweis erbringen möchten, daß nach 1945 nichts an Vergangenheit bewältigt wurde. Symptomatisch dafür seien etwa eine halbherzige Wiedergut- machungs-, eine tendenziöse Film- politik in der Ära Adenauer und eine Tendenz der bundesdeut- schen Justiz gewesen, Naziverbre- cher mit Hilfe von Einstellungs- beschlüssen entkommen zu las- sen.

Humanität, Demokratie und Pluralismus sind die Grundwerte, auf die sich die unterschiedlichen Autoren berufen, die oft aus der „linken" Reichshälfte stammen. In undifferenzierter Weise wird in manchen Beiträgen der Konserva- tivismus und Neo-Konservativis- mus in die Nähe der „Neuen Rech- ten" und des Rechtsextremismus in der BRD der Gegenwart gerückt, damit implizit in die Nähe der (neuen) Barbarei. Zur Bewältigung der Thematik trägt das keineswegs bei.

GEGEN BARBAREI. Essays Robert M. W. Kempner zu Ehren. Herausgegeben von Rainer Eisfeld und Ingo Müller. Athenäum Verlag, Frankfurt/Main 1989. 515 Seiten, öS 374,40.

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