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Un-Courtoisie

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Lieber würde ich heute über die fabelhafte Dokumentationsserie „Religionen der Welt“ referieren, in der am 15. Juli um 21.05 Uhr in FS 2 das „Judentum“ an der Reihe war. Lieber hätte ich adsgeführt, daß ich nun endlich eine Antwort erhielt auf meine ewige Frage, weshalb es denn ausgerechnet eine so typische jüdische Intelligenz gibt. Daß ich endlich unterrichtet wurde in der Bedeutung von Gebetsbuch, Stirnkästchen, Armschnur, Wiegegesang, die ich jeden Sabbat von ferne sehe, weil meine Wohnungsfenster in die der Talmudschule in der Wiener Grünangergasse gehen. Ich werde auf diese höchst informative, wissenswerte Reihe noch zurückkommen.

An diesem Mittwoch holte mich aber die nachfolgende Nachrichtensendung „Zehn vor Zehn“ schmerzlich in die tolpatschige Welt des heimischen ORF.

Zuerst wurde als Aufreißer kommentarlos ein Film vorgeführt. Danach erklärte der Reporter (Alfred Stamm), daß es sich um die Pressekonferenz des tschechischen Spions Hodic in der CSSR gehandelt habe. Dann wurde der eilends geladene tschechische Gast befragt, was er denn dazu sage. Die Antwort interessierte den Reporter nicht mehr, denn der stürzte - noch bevor sein Gast einen Punkt machen konnte - zur Ankündigung der zwei weiteren Themen. Um darauf gleich wieder auf Thema eins Hodic zurückzukommen, zu dem der Film, den wir ausschnittweise schon gesehen hatten, aber nicht fertig war. Also zurück zu Thema zwei Vietnam. In diesem nervösen Rösselge- springe ging mehr als die Zeit verloren, die man einsparen wollte, als man den duldsamen Studiogast nicht ausreden ließ. Überhaupt steht es mit der Courtoisie mancher Interviewer nicht „zehn vor zehn“, sondern fünf vor zwölf. Höchste Zeit, sich einen Verdienstorden für die abrupteste Unhöflichkeit einfallen zu lassen.

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