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Und die Vorstadt?

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„Das Mädl aus der Vorstadt" (oder „Ehrlich währt am längsten") von Johann Nestroy mußte den Umweg über die Salzburger Festspiele machen, um nach 150 Jahren endlich ins Theater in der Josefstadt eingelassen zu werden. Reich ausstaffiert, moderat in Ton und Haltung, paßt es so übel nicht ins bürgerliche Etablissement.

Aber wie's so geht, der soziale Aufstieg fordert Opfer und Abstriche. Auf der Strecke blieben der aggressive Witz, Parteinahme für die kleinen Leute und der ungebärdige Vorstadtcharme. Die Inszenierung hält Äqui-distanz zu den sozialen Antagonisten, enthält sich bösartiger Karikatur und grotesker Überzeichnung. Dennoch will die Verwandlung der Vorstadtposse in eine Charakterkomödie nicht so recht gelingen. Auch wenn die Titelheldin Thekla (Gabriele Benesch) mit Leichenbittermiene Triebverzicht und bürgerliche Resignation vorexerziert. Otto Schenk als Winkelagcnt Schnoferl demonstriert wieder einmal, was für ein wunderbarer Komödiant er sein könnte, hielte er seinen Hang zur Outrage besser in Zaum. Aber das hat man ja auch Nestroy seinerzeit schon vorgeworfen.

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