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„Ungläubige”

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In Istanbul, dem einstigen Konstantinopel, ist wieder — trotz aller Proteste — eine griechisch-orthodoxe Pfarrkirche der Spitzhacke zum Opfer gefallen. Unter dem Vorwand der „Straßenver-breiterung”. Nach demselben Rezept sind in den letzten 30 Jahren bereits etliche griechische und armenische Kirchen in Istanbul beseitigt worden.

Offensichtlich sollen auch die äußeren Zeichen der christlichen Präsenz in der Stadt, die einmal das Herz der orthodoxen Christenheit war, ausradiert werden. Vor 70 Jahren — am Vorabend des 1. Weltkriegs —zählte die einstige Konstantinsstadt noch gleich viel christliche und islamische Bewohner. Es gab ungezählte Kirchen und ein blühendes christliches Leben. Trotz aller Schwierigkeiten wurde praktische Toleranz gelebt.

Heute, da die Türkei eine Republik, NATO-Partner und EG-Aspirant ist, wird die Toleranz immer löchriger. Die Christen in Istanbul, Erben einer fast 2000jährigen ununterbrochenen Tradition, sehen für sich keine Zukunft mehr. Der Würgegriff mit dem samtverkleideten administrativen Eisenhandschuh wird für die Kirchen immer enger.

Daran ändert auch die — an sich erfreuliche — Tatsache nichts, daß im türkischen Parlament ein Gesetz diskutiert wird, das Strafen für die Beleidigung von Nichtmusli-men vorsieht, insbesondere für deren Beschimpfung als „Ungläubige”.

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