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Utopie

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Erwarein Schriftsteller-Utopist. Erverfaßte literarische Visionen über eine künftige gerechte Gesellschaft. Doch eines Tages gab er es auf - selbst für einen Utopisten war das Trugbild einer gerechten Gesellschaft zu utopisch. Kein Mensch wollte dafür etwas bezahlen - aber auch ein Utopist muß leben, und zwar in der Gegenwart.

Jetzt schreibt er Science-fictions. Auf seinem Tisch hegen Zeitungsberichte über den neuesten Flug ins All, und aus seiner Schreibmaschine fließen Dialoge der Zukunft: „Wissen Sie, Frau Meier, wir waren wieder drei Wochen auf der Venus, aber das ist schon ziemlich unerträglich… diese Hitze, diese Leute, die mit den Reisebüros kommen…“

„Der Verteidigungsminister verlangt neue Geldsummen für das Mondabwehrsystem… “

„Man hat mir ein Aktienpaket der Marsbergwerke angeboten, sehr günstig! Glauben Sie, die steigende Tendenz wird dauerhaft sein?!! “ Solche optimistischen Visionen, die die Allmacht der Menschheit - mindestens in der Zukunft - bestätigen, sind heute gefragt, darum liefert er sie. Doch, da ein Sciencefiction-Autor ja einige wissenschaftliche Kenntnisse besitzen muß, weiß er auch, daß nicht alles so sein wird, wie er es beschreibt Und das freut ihn: Es sollen mindestens auf den anderen Planeten Plätze bleiben, von denen man noch träumen kann. Er hofft, daß die Wissenschaft einmal haltmacht…

Aber er weiß: Auch das ist eine Utopie.

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