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„Verdammter Feind“

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„Der verdammte Feind des Menschengeschlechts betört die Menschen und richtet sie durch unzählige Mittel zugrunde“, weiß Jurij Krizanic in seiner „Politica“ (1666) über die Deutschen zu berichten, die mit den protestantischen „Ketzern“ identifiziert wurden.

Das Urteil des katholischen Sla-wophilen stellt ein Extrembeispiel dafür dar, welche Vorstellungen, Voreingenommenheiten und Vorurteile Russen in bezug auf die Deutschen gehegt haben. Die Tatsache, daß man mit dem Begriff „Nemci“ nicht nur die „Germani“, sondern Ausländer aus Westeuropa schlechthin bezeichnete, weist darauf hin, daß man in dem behandelten Zeitraum nur vage Vorstellungen von den Menschen „jenseits des blauen Meeres“ - der Ostsee -besaß. Nach der Kirchenspaltung von 1054 dominiert weitgehend die Polemik der russischen Kirchenväter gegen die papsttreuen „Lateiner“.

Trotz der spärlichen Quellenlage gelingt es den Autoren der einzelnen Beiträge, auch Sonderentwicklungen aufzuzeigen. Novgorod erhält zum Beispiel durch den Handel mit der Hanse und die Nachbarschaft mit dem livländischen Ordensritterstaat zusätzliche Bedeutung. Russische Reiseberichte dokumentieren die wachsende Bewunderung für die wissenschaftlichtechnologischen Errungenschaften im Reichsgebiet

Dem mit einem Anmerkungsteil, Bildmaterial undbibliographischem Anhang versehenen Sammelband gelingt es, bei der Lektüre zu fesseln und Neugier für die noch ausständigen Bände zu erwecken, die den Zeitraum vom 18. bis zum 20. Jahrhundert behandeln werden.

DEUTSCHE UND DEUTSCHLAND AUS RUSSISCHER SICHT. 11. BIS 17. JAHRHUNDERT. Herausgegeben von Dagmar Heil man. Wilhelm Fmk Verlag, München 1969.366 Seiten, 05530,40.

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