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Verfremdet und dürftig

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Die eher ungewohnte Methode einer Sammlung historischer Urteile verwendet Klaus Ebert, um die Aktualität der Auffassungen des religiösen Reformators Thomas Müntzer für die Gegenwart zu erweisen. Dürftig kommentiert finden sich in chronologischer Reihe unterschiedliche, aus dem Zusammenhang gerissene Bewertungen einer Persönlichkeit, die wohl nur auf dem Hintergrund chilia-stischer Tradition beziehungsweise der von Joachim di Fiori begründeten Drei-Reiche-Theorie zu verstehen ist.

Der Herausgeber, so muß man annehmen, steht im Banne des historisch bereits abgeklungenen Marxismus, wenn er einerseits die metaphysische, andererseits die nationale Sichtweise Müntzers unterkühlt be-

handelt.

Reformation, Aufklärung, Junges Deutschland bilden die ersten Marksteine des Sammelbandes. Friedrich Engels faszinierendes Bauernkriegspanorama, welches Müntzers panthei-sitische Grundhaltung unterstreicht, fügt sich keineswegs so nahtlos in die Perspektive des historischen Materialismus ein, wie Ebert glauben machen will.

An Positionen des 20. Jahrhunderts finden sich derart kontroverse Äußerungen wie die von Günther Franz, Hugo Ball oder Emst Bloch wiedergegeben.

Am Ende des Jonglierspiels scheint Thomas Müntzer als Vorläufer des Egalitarismus auf, eine Festschreibung, die freilich die verqueren Auswahlprinzipien der Edition erklärt.

THOMAS MÜNTZER IM URTEIL DER GESCHICHTE. Von Martin Luther bis Emst Bloch. Von Klaus Eben. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1990. 279 Seiten, öS 224,60.

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