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Vernünftiger Narr

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Jahrzente lang lebte Cyril Dusa, Jan Trefulkas Romanheld, als ein äußerst vernünftiger Mensch. In einem südmährischen Winzerdorf war er Leiter einer staatlichen Traktorenbrigade, Kaninchenzüchter, Säufer und ein ziemlich geduldiger Ehemann. Als Dusa mit sechzig aus dem Hospital entlassen wird, unheilbar wie er glaubt, will er unbedingt alles bisher im Leben Versäumte nachholen. Die Eva, ein nicht allzu junges Mädchen, welches in keinem Leben schon so manches hinter sich gebracht hat, läuft Cyril Dusa über den Weg, und er verliebt sich in sie. Er weiß, daß Evas „Liebe“ zu ihm nur für eine zu kurze Zeit halten kann. Als Dusas Ersparnisse ausgeschöpft sind, ist auch seine „Liebe“ am Ende. Der Lebenskünstler zieht sich als Höhlenwärter zurück, und da er nun weiß, daß es mit seiner unheilbaren Krankheit nicht so ernst steht, beginnt er ein neues Leben.

Wie in vielen tschechischen Romanen steht auch hier ein Lebenskünstler im Mittelpunkt: ein „Narr“, der sich nicht anpaßt, der seine Umgebung provoziert und seinen Träumen nachläuft. Die Tatsache, daß Trefulkas Roman nicht in der CSSR erscheinen darf und nur in der Prager Untergrundedition „Hinter Schloß und Riegel“ in dreißig auf der Schreibmaschine abgetippten Exemplaren „herausgegeben“ wurde, bescheinigt wieder einmal die Sturheit der Prager „Kulturideologen“.

DER VERLIEBTE NARR. Von Jan Trefulka. S. Fischer Verlag., Frankfurt 1979. 255 Seiten, öS 218,40.

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