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Verschämt placiert

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Eine Balletturaufführung in der Wiener Staatsoper - allzuselten ist ein solches Ereignis. Und wenn es dann, nach langem Termin-Hin- und -herschieben, endlich passiert, zwängt man eine solche Uraufführung auch noch ein zwischen zwei Repertoirestücke wie „Serenade“ und „Liebesliederwalzer“, anstatt auch rundum für Spektakuläres, für tänzerische Ereignisse zu sorgen. Als wollte man die eigene Courage hinter Gängigem verstecken.

Dabei brauchte man „Valse triste“ des vierundzwanzigjährigen Mödlin-gers Bruno Liberda - er lebt in London - keinesfalls mit Programmpolstern abzusichern. Es ist ein eigenwillig versponnenes, sehr introvertiertes, aber sehenswertes Stück. Tonbandmusik, eine elektroakustische Komposition von reizvoller Samtigkeit: dunkles Raunen, drohende Geräuschtrauben, vibrierende Klänge. Eingestreut ein paar Texte aus Gustave Flauberts berühmter Erzählung „November“. Bilder der Angst und der Flucht in Träume, die - vor allem in den beiden Hauptrollen - sehr intensiv umgesetzt wurden: MariaJutse Jasfca und Ludwig Karl tanzen dieses junge Paar, das sich im Suchen, Einander-Finden und -Verlieren aufreibt. Der Versuch des Mädchens, zu sich selbst zu linden, steht am Schluß. Und es imponiert mir, wie da Musik und Bewegung aufeinander reagieren, die Individualität langsam aus der Masse (Tänzer unter einem Schleier) sich erhebt, sich davon abhebt.

Fred Howald, der junge Frankfurter Ballettdirektor, entwarf die Choreographie: etwas glatt, etwas unverbindlich manche Stellen. Vor allem die Corpsszenen, die ich mir expressiver vorstellen könnte. Denn daß auf der

leeren Bühne, unter dieser eiskalten Konkavspiegelsonne, mehr „passieren“ müßte, mag sogar Liberda selbst empfunden haben. Immerhin gibt es aber auch viele schöne Stellen, die für Marialuise Jaska und Ludwig Karl geradezu maßgeschneidert sind.

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