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Verschwenderisch geliebt, gelebt

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Dank Ilse Brems Doppelbegabung gewähren ihre Bücher Einblick in Entwicklung und Wechselwirkung von Graphik und Sprachgestalt. Sind doch ihre Graphiken keine Illustrationen im üblichen Sinn, vielmehr Spiegelungen ihrer dichterischen Individualität in einem anderen Medium. Analog dem dialektischen Zuwachs an Sprache erschließt sich auch in den neuen Bildern eine bisher unbekannte Dimension. Anstelle vegetativer Wuchsformen, die als antropomor-phe Ausdrucksgebärden gesehen wurden, ist nun die labyrinthische Raumtiefe von Bergstädten getreten.

In diesen mediterran geprägten Architekturkonglomeraten aus Treppen, Torbögen und basilikalen Hallen entziehen sich Menschen, Insekten und Idole oft eigensinnig dem Sinn und der Logik der Umfeldwelt, die aus den Fugen geraten ist. Sie wiederum ein wenig einzurichten - das ist die Zielsetzung von Ilse Brems Gedichten.

In einer lyrischen Kurzbiographie heißt es: „Verschwenderisch geliebt, gelebt." Dem entspricht das unaufhaltsam fließende Parlando, wie es eben nur aus übermächtigem Antrieb und einer Fülle innerer und äußerer Motive hervorgeht. Doch immer wieder kristallisieren in diesem Fluß Formgebilde großer und schöner Präzision: „Gestern stand sie neben der Blume und wollte alles verstehen. / Heute ist sie eine Blume und will nichts mehr verstehen."

GRENZSCHRITTE. Von Ilse Brem. Edition Roetzer, Eisenstadt 1990. 176 Seiten, öS 170,-

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