Wer bei Gioachino Rossini nur philharmonischen Luxusklang und makellose Koloraturen erwartet, fühlt sich bei diesem Spektakel wohl frustriert. Wer aber Rossini als Liebhaber kunstvoller Komödienvexierspie-le schätzt, wird diese Wiener Festwochen-Auftragsproduktion des Music Theatre London im Messepalast als originellen Kleinkunst-Streich schätzen: „Cinderella" - ein britischer Spaß der Klamauk-Fabrikanten Tony Britten und Nick Broadhurst.
Dirigent Britten und Regisseur Broadhurst haben der guten alten „Cenerentola" poppig am Zeug geflickt. Erbarmungslos krempeln sie Jacopo Ferrettis betulich-biedermeierlichen Text zum Modern-Life-Comic um, in dem es ab und zu auch erotisch knistern darf: Sind doch die draufgängerischen Girls am Swimmingpool, die bösen Schwestern Clo-rinda und Thisbe, junge Briten (großartig Simon Butteriss und William Relton) und Prinz Ramiro gar ein temperamentvolles Fräulein, die sympathisch-smarte Sopranistin Gaynor Miles.
Eine Inszenierung voll deftiger Anspielungen, frechen Tiefsinns wilder Attacken. Ein ironischer Travestiespaß im Spielzeugladen, durch den das liebliche Aschenbrödel - Jan Hartley Morris - Dandini Harry Burton, Tim Hardy als Bankrotteur Don Magnifico und Alidoro Kevin Colson turteln - jeder ein Schauspieleroriginal! Und dazu fidelt und bläst ein Mini-Ensemble.