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Vom Ursprung der Moderne

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Warin und wo entstand die Moderne? Was war für ihren Durchbruch entscheidend: wirtschaftliche, soziale, in-tellektuelleoderdemographische Faktoren? Diese Fragen versucht der Wirtschaftshistoriker Hermann Kellenbenz in seiner umfassenden Studie, die 1986 als Einleitung des „Handbuchs der europäischen Wirtschaftsund Sozialgeschichte" erschienen war, zu beantworten.

Zeitlich gliedert sich die Arbeit von den Krisen des Spätmittelalters bis zu jenendes frühen 17. Jahrhunderts mit dem Dreißigjährigen Krieg als große Zäsur. Sowohl die säkularen Trends als auch die zyklischen Schwankungen und krisenhaften Einbrüche dieser 300 Jahre werden festgehalten. Geografisch verlagert sich die „Wiege" des Modemisierungsprozesses vom Mittelmeerraum zum Nordwesten Europas, was in Technologie, Handel, Kredit- und Versicherungswesen zum Ausdruck kommt.

Den Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Wirtschaft steht der Autor in Anlehnung an Fritz Redlich als stetes Fluktuieren von Ursache und Wirkung im Sinne einer vielfältigen „interaction"; das lineare Basis-Uberbau-Modell des Historischen Materialismus lehnt er ab. Das Ergebnis ist ein ertragreicher Streifzug in bislang weitgehend vernachlässigte Bereiche der Frühen Neuzeit wie Produktion, Dienstleistungen, Sozialprodukt und öffentliche Wirtschaft. Große Detailkenntnis des Autors (zum Beispiel über die Geografte des Pto-lemäus) und seine Begabung, Entwicklungslinien präzise nachzuzeichnen, ergänzen sich auf das beste.

DIE WIEGE DER MODERNE. Wirtschaft und Gesellschaft Europas 1350-1650. Von Hermann Kellenbenz. Klett-Cotta, Stuttgart 1991. 410 Seiten, öS 452,40.

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