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Von der Notwendigkeit der Doppelstrategie

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Abgesehen vom konkreten Anlaß, äer eher auf einer Reihe von Pannen beruhte, erscheint es notwendig zu sein, das Wort Doppelstrategie und das ivas dahinter an Vorwürfen steht, jinmal genauer zu untersuchen. Das Wort Doppelstrategie wird immer iann verwendet, wenn ein Partner sich vom anderen getäuscht glaubt, wenn er fürchtet, nicht mehr auf die absolute Bündnistreue bauen zu können, wenn er den Partner verdächtigt, multilaterale Beziehungen anzustreben. Nun gibt es zwischen der Kirche und politischen Parteien keine Bündnistreue, mit der Kirche lassen sich keine „Geschäfte” machen. Die Kirche wird immer ein Arrangement mit den Mächtigen suchen, ob das nun Fürsten, totalitäre Systeme, politische Parteien, Unternehmer oder Gewerkschafter sind. Dies kann nur der verurteilen, der eine über den Wolken schwebende elitäre Geistkirche haben will. Eine Kirche aus Menschen und unter den Menschen, eine Kirche der Öffentlichkeit und nicht der Katakomben wird alles tun, um in der Öffentlichkeit ihre einzige Aufgabe erfüllen zu können, das Evangelium zu verkünden. Die „Kolloboration”, mit dem jeweils herrschenden System kann aber nur bis zu einem gewissen Grade gehen. Die Kirche wird jedes System, daß sie anscheinend unterstützt, gleichzeitig auch bekämpfen müssen, wenn es um letzte unveräußerbare Rechte des Menschen geht. Wenn man will, kann man dazu Doppelstrategie sagen. Aber die Kirche hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie jedes Bündnis brechen wird, wenn sie der einzigen Verpflichtung treu bleiben will, Gott und den Menschen zu dienen.

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Abgesehen vom konkreten Anlaß, äer eher auf einer Reihe von Pannen beruhte, erscheint es notwendig zu sein, das Wort Doppelstrategie und das ivas dahinter an Vorwürfen steht, jinmal genauer zu untersuchen. Das Wort Doppelstrategie wird immer iann verwendet, wenn ein Partner sich vom anderen getäuscht glaubt, wenn er fürchtet, nicht mehr auf die absolute Bündnistreue bauen zu können, wenn er den Partner verdächtigt, multilaterale Beziehungen anzustreben. Nun gibt es zwischen der Kirche und politischen Parteien keine Bündnistreue, mit der Kirche lassen sich keine „Geschäfte” machen. Die Kirche wird immer ein Arrangement mit den Mächtigen suchen, ob das nun Fürsten, totalitäre Systeme, politische Parteien, Unternehmer oder Gewerkschafter sind. Dies kann nur der verurteilen, der eine über den Wolken schwebende elitäre Geistkirche haben will. Eine Kirche aus Menschen und unter den Menschen, eine Kirche der Öffentlichkeit und nicht der Katakomben wird alles tun, um in der Öffentlichkeit ihre einzige Aufgabe erfüllen zu können, das Evangelium zu verkünden. Die „Kolloboration”, mit dem jeweils herrschenden System kann aber nur bis zu einem gewissen Grade gehen. Die Kirche wird jedes System, daß sie anscheinend unterstützt, gleichzeitig auch bekämpfen müssen, wenn es um letzte unveräußerbare Rechte des Menschen geht. Wenn man will, kann man dazu Doppelstrategie sagen. Aber die Kirche hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie jedes Bündnis brechen wird, wenn sie der einzigen Verpflichtung treu bleiben will, Gott und den Menschen zu dienen.

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Wir haben in der österreichischen Geschichte ein Beispiel einer abgewürgten Doppelstrategie. In der Ersten Republik gab es das Bündnis zwischen der Kirche und der Christlichsozialen Partei. Darüber wurde viel und aus heutiger Sicht auch viel Abfälliges gesagt. Aber nicht, daß die Kirche ein Bündnis mit der herrschenden politischen Macht eingegangen ist, wird man ihr heute gerechterweise zum Vorwurf machen, sondern nur, daß sie sich durch dieses Bündnis beide Hände binden ließ, daß sie nicht einmal einen Finger mehr frei hatte, um ihn den anderen zu reichen, die ja auch Christen waren, daß sie also eine absolute Einfachstrategie und keine Doppelstrategie betrieb. Sie hat es sogar einmal versucht. Michael Pfliegler ging zu den Arbeitern, um ihnen zu sagen, daß die Kirche mehr sei als die politischen Prälaten, daß das Christentum nicht eine Religion der Besitzenden, sondern eine Religion der Ausgebeuteten sei. Die Kirchenführung hatte Angst vor der Doppelstrategie. Pfliegler wurde zurückgenommen. Eine Hoffnung blieb ohne Erfüllung.

Wenn die Kirche für alle da ist, dann kann sie dies glaubwürdig nur dann beweisen, wenn sie neben dem Arrangement mit der Macht immer auch Verbindung sucht und Verbindung hält mit den Erniedrigten und Beleidigten. Wenn das Doppelstrategie ist, muß die Kirche Doppelstrategie betreiben.

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