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Von Mensch zu Mensch

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Schon die formale Gestaltung, von zwei verschiedenen Standpunkten aus, die gleiche Situation zu beschreiben, charakterisiert das Anliegen Vogels, Gegensätzlichkeiten zu überwinden.

Bereits im ersten Roman „Schlagschatten“ zeigte er, wie Ideologien die Menschen einander verfremden, ob es sich nun um solche des Alltags oder der großen Politik handelt. Schwarze und Rote kämpften im verhängnisvollen Jahr 1934 gegeneinander statt das gleiche Anliegen, im gemeinsamen Österreich, im Wien der Straßenkämpfe zu vertreten, miteinander im Gespräch zu bleiben, im menschlichen Dialog die Konflikte auszutragen.

In der „Totalen Verdunkelung“ treffen die Kontrahenten einander im Widerstandskampf gegen eine unmenschliche Ideologie und lernen im Gespräch ihre eigenen Versuchungen zur Ideologisierung überwinden und Mißtrauen abbauen.

Das alles' ist unprätentiös in schlichter Menschlichkeit erzählt. Ohne Großspurigkeit sendungsbewußter Phraseologie, die viel redet und nichts sagt, auf jeden Fall menschliche Beziehungen vergiftet, finden sie zueinander; ihr oft schweigendes einander Abtasten ist beredter als wortreiche Selbstrechtfertigung, die statt Verständigung zu erreichen die Verständnislosigkeit füreinander nur vertieft.

Reduziert auf das Menschliche- Allzumenschliche, unter dem Druck der Not, des Hungers, der Bombenangriffe gibt sich der Mensch zu erkennen. Die Liebe, ob zu einem Mädchen, zur Heimat, zum Kameraden oder zu einem Verfolgten, kommt ohne Beschönigung aus und überwindet die Vorurteile. Der Dialog holt die Wahrheiten aus abstrakten, auch idealistisch überzogenen Höhen auf den Boden der Realität zurück.

Es gibt nur einen Fortschritt: den von Mensch zu Mensch.

TOTALE VERDUNKELUNG. Von Alois Vogel. Verlag Jugend und Volk, Wien - München 1980. 196 Seiten, öS 268,-

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