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Vor allem Prolet- Kunst...!

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Kunstimport aus der DDR als Ergebnis eines ostdeutschösterreichischen Kulturabkommens: Natürlich eine „politische“ Ausstellung. Denn es ist eine Dokumentation politischer Geschichte und wie sie sich in der Kunst niedergeschlagen hat. Eine Schau also, in der es weniger um ästhetische Kategorien, um Experimentelles in jener dramatischen Periode von 1919 bis 1933 geht, als um eine Art „politische Wahrheit“ in der Kunst Deutschlands.

Mehr als 140 Arbeiten aus dem Bannkreis des Realismus, durchwegs aus dem Besitz der großen Museen der DDR, werden da in der Wiener Akademie der büdenden Künste am Schillerplatz bis 26. Februar gezeigt. Ein Sammelsurium aus spätem und Nachexpressionismus, aus zu Ende gelaufener Symbolkunst und Konstruktivismus, der eigentlich fürs erste schon zu Ende gedacht war, aus Elementen neuer Sachlichkeit und manch anderen Einflüssen und Namen, die heutzutage eigentlich nicht unbedingt alle zum Wichtigsten jener Zeit gerechnet werden.

Aber darum scheint es den Gestaltern dieser Ausstellung nicht unbedingt gegangen zu sein: für sie war da offenbar primär der Weg von der Novemberrevolution über politische Morde, Streiks und soziales Elend zu Hitler interessant. Und diesen spiegelt die Ausstellung. Tagesereignisse, in Kunst umgesetzt: zwei hervorragende Gemälde („Drucker Max John“, 1920,und „Heinar Schilling“, 1922), aber eben nur zwei, stehen für das aggressiv-leidenschaftliche Maloeuvre von Otto Dix, das durch noch zwei Akt-Zeichnungen und Radierungen ergänzt wird; Künstler wie Carl Hofer oder Schmidt-Rottluff, Barlach, Beckmann oder Käthe Kollwitz sind zwar vertreten, aber die Qualität der gezeigten Arbeiten läßt sich zum Teü nicht an jenen beiden Werken von Dix messen. —

Dafür hat man als Verbreiterung der Basis Werke eines Karl Albiker, eines Rudolf Bergander, eines Gerhart Bettermann, August-Wilhelm Dressler, Conrad Felixmüller, eines Erhard Hippold und Carl Mense mitgeschickt. Und da ist von insgesamt 58 Künstlern vieles zu sehen, das vor allem dem einen Anspruch gerecht wird: den Weg des „proletarischen Realismus“ zu demonstrieren.

Ein Maßstab also, bei dem es nicht auf hervorragende Qualität des einen oder geringere Meisterschaft des anderen Künstlers ankommt; auf Bedeutung des einen oder Nebensächlichkeit des anderen Kunstwerks für die kunstgeschichtliche Entwicklung; oder auf Entwicklungs- und Stilzusammenhänge, die sich da und dort ergeben könnten. Was hier verbindlich wird, ist immer wieder der Gedanke politischer Aussage. Und der Begriff des Realismus wird dabei manchmal wie ein Gummiband strapaziert.

Wer darüber hinwegsieht, wird allerdings an einigen sehenswerten Werken seine Freude haben, etwa an Herwarth Waldens verblocktem Bronzekopf William Weuers (1925), an Carl Hofers derb-ausdruckstarkem Gemälde „Rufer“ (1925), den dynamischen Photomontagen eines John Heartfield oder auch an einzelnen Blättern Gerge Grosz', der aber -verglichen mit der Grosz-Schau in der Galerie Würthle - hier vorwiegend mit Werken minderer Qualität vertreten ist.

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