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(Vor)letzte Dinge

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Die posthume Einschränkung der persönlichen Freiheit zwischen Eintritt des Todes und Begräbnis steht im Mittelpunkt von Rudolf Bayrs jüngstem Prosaband „Ein Loch im Lehm".

Der Rentner Simon Ramsauer überlegt, wie er dieses Manko wettmachen könne. Nach zahlreichen Kontakten mit mehr oder minder zuständigen Behörden gelingt es dem früheren Lokaljournalisten endlich, seinen Plan durchzusetzen: Ein mit den nötigen Daten gefütterter Computer sagt die Grabstelle voraus.

Ramsauer kauft sich dort einen „wettermürben Stadel" und läßt sich unter dem mit einer Drehvorrichtung samt Uhrwerk versehenen Bett eine Grube ausheben. Wenn nun der Schlafende nicht rechtzeitig erwacht, wenn er also entschlafen ist, wird er direkt in das „Loch im Lehm" befördert.

Die entscheidenden Aussagen Bayrs liegen in scheinbar Nebensächlichem. Etwa wenn er Allerseelen als eine „Vorrichtung im Kalender gegen Vergessen und Vergessenwerden" bezeichnet. Aber diese treffenden Formulierungen werden Freunde pointierter Ironie und bizarrer Logik bei Bayr selbst nachlesen wollen.

EIN LOCH IM LEHM. Von Rudolf Bayr. Residenz Verlag, Salzburg 1981. 103 Seiten, Ln., öS 148.-.

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