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Warmherziger Rückblick

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Nicht Mitleid heischen will Minna Lachs mit ihren Erinnerungen, lediglich die Geschichte ihrer Kindheit und Jugend, als junge Frau und Mutter erzählen. Vor allem sucht sie nach den entscheidenden Erlebnissen und Eindrücken, die sie zu dem Menschen geprägt haben, der sie geworden ist.

Indem sie sich einfach vor dem Hintergrund der großen politischen Ereignisse an die Jahre 1907 bis 1941 zu erinnern versucht und nicht bloß die Großen und Mächtigen anklagt und für ihr Schicksal verantwortlich macht, gewinnt das Buch an Menschlichkeit und Wärme.

Denn ihr Schicksal ist das Tausender: Minna Lachs, das polnische Kind, kommt mit seiner Familie im Ersten Weltkrieg aus Ostgalizien nach Wien und wird schon bald als „Polnische“ verspottet. Minna Lachs, die Jüdin,

kämpft um die eigene Identität und wird durch den aufkeimenden Antisemitismus schließlich in die Emigration getrieben. Minna Lachs, der Flüchtling.

Die Autorin zieht darüber hinaus immer wieder Parallelen zu Joseph Roth, Manes Sperber, Friedrich Torberg und anderen Schriftstellern: wenn ihre Großmutter zum Beispiel eine Geistesverwandtschaft zu Tante Jolesch verrät, wenn Manes Sperber in seinen Erinnerungen über die erste Nacht in Wien schreibt.

Die kleinen, zum Teil unwesentlichen Details fügen sich zu einem Mosaik zusammen, das ein authentisches Bild der österreichischen Geschichte zwischen 1907 und 1941 widerspiegelt.

WARUM SCHAUST DU ZURUCK. Von Minna Lachs. Europaverlag, Wien 1986. 269 Seiten, kart., öS 268,-.

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