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Was heißt „intellektuell“?

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Wer sind sie, die meinen, die Gesellschaft verändern zu können? Deren Wort die Öffentlichkeit erreichen muß, um sie von der Masse zu unterscheiden? Was wollen sie und kann man sie überhaupt definieren?

Zwei junge französische Soziologen bzw. Publizisten, zwei „Intellektuelle“ also, unternehmen neuerdings den Versuch der Beschreibung der Gruppe der Intellektuellen in der modernen Massengesellschaft. Mit der nur französischen Autoren eigenen Logik und schriftstellerischen Brillanz analysieren sie vor allem ihre, die französische Sozietät. Man kann als Intellektueller anderer Muttersprache und Nationalität sich zwar nicht allen Thesen anschließen, aber sehr wohl die Grundthesen von Bon und Bumier teilen: man muß heute in Europa wohl zwischen den „technokratischen“ Intellektuellen, den traditionellen Stützen des gesellschaftlichen Systems einerseits, und den „antiautoritären", den vom Marxismus gespeisten und über diesen hinausgehenden Linksintellektuellen anderseits unterscheiden. Die beiden Autoren machen nicht den Versuch, den Technokraten das Signet „intellektuell“ einfach abzusprechen (wie das gelegentlich geschieht), und bewerten die Rolle der Technokraten bei der jeweiligen Gesellschaftsveränderung grundsätzlich positiv. Sie merken auch den utopischen Gehalt der Linken bei der Bewältigung anstehender Fragen an.

Vor allem aber geht es den Autoren darum, die Veränderungen der Gesellschaft seit dem Entstehen des Intellektuellen-Begriffes anhand der in ihr lebenden Gruppe zu analysieren. Und deshalb ist das wertvollste Kapital ihrer Arbeit wohl jenes über die Ausbildungsprobleme und insbesondere die Hochschule, die für die Umbildung der geistigen und funktionellen Position des Intellektuellen in der heutigen Zeit so charakteristisch ist. Das macht das Buch faszinierend und weist es als Pflichtlektüre in die Bibliotheken derer, die sich yor allem mit. Zukunftsfragen unserer Gesellschaft beschäftigen.

DIE NEUEN INTELLEKTUELLEN. Von Frederic Bon und Michel- Antoine Bumier. Europa-Verlag, Wien. 219 Seiten.

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