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Was kommt hinterher?

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Zunächst einmal: Ist es gut, die Friedenssehnsucht der jungen Menschen ausschließlich auf den sogenannten „heißen Herbst” hin zu kanalisieren? Was kommt nach einem Scheitern der Genfer Verhandlungen: Aggression, Depression, Gleichgültigkeit?

Werden da nicht Emotionen und Einsatzbereitschaft kurzsichtig verheizt, anstatt langfristig eine gesellschaftlich mehrheitsfähige und realpolitisch wirksame Friedensbewegung” aufzubauen? Ginge es nicht über die militärstrategische Genfer Frage hinaus beim Frieden auch um die internationale Gerechtigkeit, die vielfach gefährdete Würde des Menschen, den besonnenen Umgang mit den Gütern der Erde und nicht zuletzt auch um die religiöse Dimension von Frieden?

Wenn das alles aber um des lieben Friedens in der Friedensbewegung willen nicht drinnen ist, wohin bewegt sich diese-dann eigentlich und wozu bewegt sie ihre Anhänger?

Die Demonstration fordert den Frieden: fördert sie ihn auch?

Ich war am 15. Mai 1982 am Rathausplatz: je markiger die Sprüche, je simpler die Parolen, umso größer der Beifall. Die „Wut im Bauch” gegen die Mächtigen stieg spürbar, angeheizt durch Sänger und einige Redner. Setzt sich aber diese „Wut im Bauch” auch in friedenstiftendes Handeln im eigenen Bereich und in vielen Bereichen einer umfassenden Friedensarbeit um?

Ich wage den Nutzen des Friedensmarsches zu bezweifeln - realpolitisch und friedenspädagogisch.

Der Autor ist Jugendseelsorger der Erzdiözese Wien.

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