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Was tun mit den Häftlingen?

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Ein Bravo der Gesprächs-Runde in der letzten Brennpunkte-Sendung von Dolores Bauer: Es ging um das heiße Eisen Strafgefangene. Der oberösterreichische SPÖ-Chef Hartl vertrat mutig seinen Standpunkt gegen den eigenen Genossen und graue Partei-Eminenz Christian Broda. Des Justizministers mehrfache Feststellung, an Affektgesetze unter dem Druck der öffentlichen Meinung wolle er nicht einmal denken, kann man nur unterschreiben. Freilich mußte er sich von Hartl wie Hauser und auch vom Innsbrucker Strafrechts-Professor Nowakowski sagen lassen, daß ein allzu utopisches Bild von einer gefängnislosen Gesellschaft nicht gerade zur Glättung der Wogen beigetragen habe. Nicht ganz verständlich war nur die Meinung des Dozenten Sluga, der von einer Mitsprache von Laien nicht nur bei der Verurteilung, sondern auch bei der vorzeitigen Entlassung von Häftlingen nicht viel wissen wollte. Die Laien seien Expertenfür das Leben in der Freiheit, meint Sluga; deshalb könnten sie nur beurteilen, ob jemand hinter Gitter gehört, nicht aber, ob er schon lange genug gesessen hat. Dabei hat doch jede Münze zwei Seiten: Die Laien (Geschworenen) würden nicht nur entscheiden, ob ein Häftling lange genug „drinnen“ war, sondern auch, ob er seinen Mitmenschen in Freiheit bereits wieder zugemutet werden kann. Oder?

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