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Weltmacht Juden?

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Michael Wölffsohn untersucht hier die Ursachen und Zusammenhänge zwischen der Geschichte Spaniens und Deutschlands gegenüber den Juden und die heutige Einstellung der beiden Völker zu ihrer eigenen Schuld. Natürlich existieren ganz verschiedene zeitliche, quantitative und qualitative Unterschiede zwischen der Austreibung von 200.000 Juden vor 500 Jahren und dem millionenfachen Judenmord der Nazis in unserem Jahrhundert. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten zwischen der heutigen Reue und Vergangenheitsverarbeitung der historischen Schuld.

Dabei spielt ein Faktor mit, den es nur psychologisch gesehen gibt: das Märchen von der Allmacht beziehungsweise dem ungeheuren Einfluß der Juden auf der Welt, besonders in den USA. Wölffsohn zerpflückt diese hartnäckige Legende und es gelingt ihm, nicht nur deren Unrichtigkeit, sondern sogar deren Absurdität zu beweisen. Er tut dies an Hand von Beispielen aus Osteuropa, zum Beispiel Lech Walesa, Slobodan Milosevic, Marjan Cal-fa, sogar von Seiten der in ihren letzten Zügen liegenden DDR, als sich selbst Hans Modrow, Gregor Gysi, oder Erich Honecker an den dünnen Strohhalm des „Jüdischen Weltkongresses" klammerten, in dem sie einen Schlüssel zu den amerikanischen Herzen und vor allem Geldbeutel sahen.

Wenn Spanien und Deutschland ihre ,Judenpolitik" diametral herumwarfen, ist dies kaum mit dem Einfluß des „Jüdischen Weltkongresses" zu erklären, sondern mit der Nachkriegszeit und dem Kalten Krieg; Positionen, die an sich nichts mit dem Tilgen einer moralischen Schuld zu tun haben.

Die Thesen und die Beweisführung des Autors sindoriginell, gewagt, aber doch überzeugend.

SPANIEN. DEUTSCHLAND UND DIE JÜDISCHE WELTMACHT'". Über Moral, Realpolitik und Vergangenheitsbewältigung. Von Michael Wölffsohn. C. Bertelsmann, München 1991. 192 Seiten, öS 280,80.

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