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Wenn die Steine sprechen

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Von Kennern wurde das alte Ägypten ein „Staat aus Stein" genannt. Der Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann geht dieser Spur nach und zeigt im Stein auch den Heilsweg, der Sehnsucht nach Unsterblichkeit entspringend, die diese Kultur jahrtausendelang erfüllte und deren Kult sie prägte.

Die im Lauf der Jahre entstandenen zwölf Kapitel vereinigt Assmann nun in „Stein und Zeit. Mensch und Gesellschaft im alten Ägypten". Das Buch ist kein Reiseführer dorthin, keine Anleitung für Schatzgräber und atmet keine Pharaonenromantik.

Das Hauptinteresse des Autors liegt in der Religionsgeschichte. Beschrieben wird daher die „symbolische Kultur" des Kultes, der Hieroglyphen und der Magie. Im zweiten Teil werden „Menschenbilder und Lebensformen" behandelt, vom Vater, von den Funktionen bildlicher Selbstdarstellung, vom Grab als Vorschule der Literatur, von altägyptischen Festen. „Staat und Geschichte" orten die Politik zwischen Ritual und Dogma, den Einbruch der Geschichte in die Zeitlosig-keit des rituellen Geschehens und die Entdeckung der Vergangenheit.

Das Buch bezieht seine Faszination aus der minutiös genauen Interpretation von Quellentexten und Bildern aufgrund der immensen Kenntnis des Autors, die keine überflüssigen My-thisierungen aufkommen läßt und aus der Möglichkeit, die daraus gewonnene Erkenntnis in die religiöse Gegenwart zu übersetzen.

STEIN UND ZEIT. Mensch und Gesellschaft im alten Ägypten. Von Jan Assmann. Wilhelm Fink Verlag, München 1991. 334 Seiten, öS 530,40.

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