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Wer verzeiht wem was?

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„Die Ingeborg Teuffenbach ist der Trend”, rühmte sie ein junger Schriftsteller liebevoll. So zu lesen im Nachwort des vorliegenden Gedichtbandes, aus dem wir auch erfahren, daß im Jahre 1938 der Trend ein anderer war und die Autorin dem Führer in Gedichten huldigte. „Wer sie mochte, hat ihr verziehen.” Als ob uns Menschen das Recht zustünde zu lösen, was schicksalhaft gebunden ist. Unser ist das Mitleid und die Furcht gegenüber dem Tragischen. Mitleid mit Irrungen, denen jeder ausgeliefert sein kann, weshalb die Furcht vor uns selbst angebracht ist. Schade, daß doch die Sucht nach Öffentlichkeit ein Leben so kraß zu tätowieren vermag, noch dazu eines, das reich an Empfindungen, an Visionen, an beglückender Mutterschaft gewesen ist! Wenn also Ingeborg Teuffenbach (1914-1992) modernistisch synkopierend die Druckzeilen zerhackt, wäre es Sache der Autorin gewesen, derlei Kinkerlitzchen übergehend, ihrer Epoche zu verzeihen. Uns fällt nun zu, in dem Gedichtband jenseits der Trendaufmachung die „andere Teuffenbach' zu erleben, wie sie — so Krista Hauser im Nachwort -„über die Verlorenheit und Ausgesetztheit des Menschen, über die Unmöglichkeit einer festen Ordnung reflektiert”.

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