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Widerstand und Zurückhaltung

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Stellvertretend Tür die rund elfhundert Frauen, die ihre Gegnerschaft zum Dritten Reich mit dem Leben bezahlen mußten, möchte die Autorin das Leben der evangelischen Erzieherin Elisabeth von Thadden verstanden wissen. Das „Verbrechen", für das die eigentlich apolitische adelige Protestantin nach einer persönlichen Verurteilung durch Roland Freister am 8. September 1944 in Plötzensee hingerichtet wurde, hatte in Nicht-Mitmachen und in Verbindungen zur Weltfriedensbewegung bestanden.

Die Schilderung der Gestalt von Elisabeth von Thadden ist in diesem Buch mißglückt: sie bleibt eine heroische Gestalt mit allgemein gehaltenen menschlichen Zügen. Umso besser geschildert ist die Atmosphäre der vornehmen Geisteshaltung, in der großbürgerliche und adelige Kreise ihren passiven Widerstand gegen Hitler - weniger gegen den Nationalsozialismus selbst -artikulierten.

Bei aller Bewunderung für den großen Humanismus dieser den Nationalsozialisten verhaßten Gesellschaftsschicht wird klar, daß es vielleicht gerade die zu große Zurückhaltung war, die einen echten Widerstand gegen ein brutales Regime fast unmöglich machte. Fragwürdig auch die Zurückhaltung der Autorin, die den Namen des aktenkundigen Spitzels, der die wichtigste Rolle bei der Verhaftung Elisabeth von Thaddens spielte, verheimlicht, um den noch Lebenden vor Diskriminierung zu schützen.

Bedrückend die Schilderung der Einkreisung durch die Gestapo mit Hilfe von Spitzelwesen und Verrat. Atemberaubendes Kernstück aber die dokumentarisch belegte Beschreibung des Prozesses unter der Wortführung des berüchtigten Vorsitzenden Roland Freisler.

EINE FRAU IM WIDERSTAND. Elisabeth von Thadden und das Dritte Reich. Von Irmgard von der Lühe. Herderbücherei. Serie.....besonders für Leserinnenquot; Band 785.128 Seiten, öS 53,20

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