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Wie heute:

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„Spiegel der Jahre" heißen die Erinnerungen Friedrich Georg Jüngers, des Bruders von Ernst Jünger. Wie hängt doch so viel vom Spiegel ab! Gemeint sind die Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg in Berlin. Sicher ungemein interessant, was Jünger vom Beginn und Höhepunkt der Hitlerzeit berichtet. Man erschrickt, wie wenig Schüler die Lehrmeisterin Geschichte hat, wenn man die Gegenwart erlebt, die ähnliche, wenn nicht gleiche Tendenzen zeitigt, bis in die Theologie hinein.

Aber das ist es nicht, was diese Erinnerungen so beeindruckend macht. Es ist der Spiegel seiner Seele, der eigentlich davon relativ unberührt bleibt; die Menschen, ihre Schicksale und Beziehungen sind es, die viel tiefer eindringen und ergreifen.

Charakteristisch dafür ist eine eingeflochtene Liebesgeschichte, von einer Zartheit, die man kaum mehr kennt. Und Jünger gesteht: mir setzt oft der Gedanke zu, daß alle Anmut aus der Welt verschwinden könnte. Und der andere Satz: Es reicht nicht hin, mit Sätzen zu argumentieren, wir müssen in ihnen auch atmen können.

Was nützen alle „Veränderungen", von denen damals so viel gesprochen wurde und heute wieder gesprochen wird, wenn der Mensch und seine Sprache auf der Strecke bleiben?!

SPIEGEL DER JAHRE. Von Friedrich Georg Jünger, Verlag Klett-Cotta Stattgart 1980,280 Seiten, öS 184.80

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