Daß eine jüdische Historikerin die Ursachen analysiert, die einen modernen Staat zur systematischen Vernichtung eines ganzen Volkes führte, nur aus dem Grund, weil es sich um Juden handelte, wäre allein noch keine Besonderheit. Wenn sie aber ein noch immer brisantes Thema anschneidet, wie es nämlich möglich war, daß sich ein ganzes Volk vernichten ließ, so ist das von besonderem Interesse.
Eben dieses ausführlich behandelte Thema ist es auch, daß dieses Buch von anderen ähnlichen Werken unterscheidet. Die Autorin beschreibt die verschiedenen Aspekte jüdischer Gemeindepolitik unter dem Druck der NS-Herrschaft, die Problematik der Judenräte und des jüdischen Widerstandes, aber auch des jüdischen Alltags in dieser grausamen Zeit.
Gleichzeitig ist dies die Geschichte einer durch Jahrhunderte diskriminierten Minderheit, die eine Strategie des Uberlebens entwickelt hatte; eine Politik des Festhaltens, des Durchhaltens und des Verhandeins.
