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Wienerwald

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Es ist ein ungewöhnliches autobiographisches Buch, das der Emigrant Robert Braun hier vorlegt. Was als bloße Memoiren beginnt, verdichtet sich bald zu Lebensbekenntnis, Lebensphilosophie und Zeitgeschichte. Der erste Teil — in einer Sprache von seltener Schönheit und Klarheit — legt die Wurzeln der Beziehungen Brauns zu „Wien, Weinland, Wienerwald” frei. Ein Kernstück dieses Abschnittes ist die Suche des konfessionslosen Wiener Juden nach der „wirklichen Gemeinschaft”, die die „ganze Person” fordert, und sein Weg zum Katholizismus.

Der zweite Teil, „Das Jahrhundert der Auswanderung”, ist ein zeitgeschichtliches Dokument. Frei von Haß und Ressentiments schildert der Autor seine Erlebnisse und Empfindungen nach der Annexion Österreichs 1938 und hebt gerade damit seine Aussage über das Persönliche hinaus in das Allgemeingültige. Der Wandel (und Nichtwandel) seiner früheren Mitbürger, die erste Begegnung mit den neuen Machthabern („Judentum ist Verbrechertum”), das Schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung, die zunächst mißglückte Emigration und das Wunder einer glücklichen Landung in der Freiheit — das alles ist informativ und aufwühlend zugleich. Rührend der Versuch Stefan Zweigs, jemandem zu helfen, „der außer der Aüfenthällsbewilfigung noch die Arbeitsbewilligüng sucht (ich selber habe sie z. B. nach vier Jahren England noch nicht)”.

„ABSCHIED VOM WIENERWALD” , Verlag Styria, 266 Seiten.

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