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Wirklich Poesie

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Man hatte es uns beinahe schon abgewöhnt, Gedichte zu lesen. Was ich in letzter Zeit an moderner Lyrik in die Hände bekam, schien mir meistens entbehrlich: Geziertes (um partout den Eindruck von Poesie zu erzwingen), Unklares und Verschlossenes (um Tiefe vorzutäuschen), Gekünsteltes (um den Eindruck von Sublimierung der Natur zu erwecken).

Skeptisch blätterte ich in Frieda Hirschs Gedichtband „Felder“ — und las mich sofort fest. Die Unmittelbarkeit dieser Gedichte nahm mich ein und forderte meine Anteilnahme heraus. Mit wachsendem Interesse las ich Gedicht um Gedicht — und wurde nie enttäuscht, verwirrt, befremdet oder gelangweilt.

Hier haben wir eine moderne Dichterin, die klassische Stilmittel zeitgemäß zu verwenden weiß: Klarheit, Einfachheit, Natürlichkeit. Ihre Gedichte sind so ungekünstelt wie das Leben selbst, aus dem sie sie unmittelbar zu schöpfen scheint.

Frieda Hirsch malt mit der Schreibfeder: Sie malt ihre Sehnsüchte, ihre Träume, ihre Ängste, ihr natürliches Dasein — und gibt damit nicht einfach ein banales Bild der Wirklichkeit, sondern verdichtet ihre Impressionen, Gedanken und Wünsche, die sie vermutlich mit den meisten Menschen gemein hat, zu erhöhten, anschaulichen, überaus verständlichen Lebensbildern. Das ist wirklich Poesie.

FELDER. Gedichte von Frieda Hirsch. Edition Roetzer, Eisenstadt. 61 Seiten, brosch., öS 85;—; Ln., öS 130,—.

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