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Wussow sauberer Spruch

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Man muß zweimal lesen, was Klaus-Jürgen Wussow in einem ,JBasta“-Interview über die TV-Serie ,JSchwarz-waldklinik“ gesagt hat, um es zu glauben:

„Mich erinnert das an die großen Schauspieler aus der Zeit des Dritten Reichs, die ich nach dem Krieg in Berlin noch habe kennenlernen dürfen. Da war dieser Anstand, diese Sauberkeit, die heute dem Theater fehlt.“

Man darf den Burg-Schauspieler Klaus-Jürgen Wussow daran erinnern, daß die Nazis den anstand“ besonders gern bemühten und Heinrich Himmler in einer Rede an SS-Massenmörder diese rühmte, sauber“ geblieben zu sein.

Wussow — anfällig für NS-Gedankengut?

So einfach ist es leider nicht. Es ist schlimmer. Des Publikums Lieblinge wissen, was sie wann sagen dürfen. Sie spüren den Zeitgeist, die Stimmung. Vor zehn Jahren hätte kaum ein Burg-Mime so gesprochen wie Wussow. Jedenfalls nicht öffentlich.

Daß einer so leichthin die Zeit der Massenmörder nostalgisch zitiert, hat mit der Verwechslung ethischer Verschlampung mit Toleranz zu tun, aber auch mit dem Selbstverständnis eines Theaters, das sich mit Vorliebe für „unpolitisch“ ausgibt, wenn es der Macht an den Busen sinkt.

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