Peter Weiser, Jahrgang 1926, legt seine Erinnerungen vor. Seine vielseitige Tätigkeit ist bestens bekannt, und sie gibt diesem Buch farbige Facetten: Chefdramaturg beim Sender Rot-Weiß-Rot, mit 25 Jahren prominenter Theaterkritiker, ab 1961 Generalsekretär der Konzerthausgesellschaft, seit 1977 Leiter der Energieverwertungsagentur. Der größte Reiz der Erinnerungen geht von der Schilderung des Wiener Großbürgertumes aus. Hinreißend die Darstellung seiner Kindheit und Jugend in Möd-ling.
Weisers Erinnerungen sind eine Fundgrube für die Lebensanschauungen des damaligen Großbürgertums. So berichtet er von einem Vortrag, den ihm seine Großmutter hielt: „Wenn ich an Bettlern oder anderen armen Leuten vorbeiginge, müsse ich den Atem anhalten und dürfte dann erst wieder aus- und einatmen, wenn ich mindestens fünf Schritte gemacht hätte."
Und ebenso wird eine vergangene Zeit lebendig, wenn er auf das anschaulichste all die Gesichter beschreibt, die ihm in seiner Jugend begegneten und die für ihn Mödling zur erinnerten Landschaft machen. Was in den Jugenderinnerungen nicht fehlt, ist die Bewölkung, die Nationalsozialismus und Krieg brachten.
Alles in allem: ein sehr persönliches Buch, das dennoch fünfzig Jahre Wiener Zeitgeschichte aufrührt.
WIEN STARK BEWÖLKT. Von Peter Weiser. Molden Verlag. Wien 1983.200 Seiten, geb.. öS 220.-
