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Zauners Zweiter

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Im kurzen (zweiten) Roman von Friedrich Ch. Zauner wird ein Maler mit den Worten charakterisiert: „Er geht von der Wirklichkeit aus, kein Zweifel, aber er hat die Wirklichkeit weit hinter sich gelassen, oder sie gerafft, sie geschält, zurückgeführt auf ihren Kern.” Genau das trifft auf den Autor des Romans zu. Er hat ein gutes Stück Prosa geschrieben und, wie nebenbei, gezeigt, daß nicht nur ein anglo-sächsischer, sondern auch ein deutschsprachiger Roman tiefsinnig, anspruchsvoll, zugleich aber auch lesbar sein kann.

Einige Urlaubstage führen einen Münchner Galeriebesitzer auf die Spur eines Künstlers, der irgendwo in den Bergen immer nur das Porträt seiner längst verstorbenen Frau malt. Das Erlebnis läßt den Helden manches klarer erkennen. Er lernt das Wesen seiner eigenen Frau besser zu begreifen, zugleich die böse Lächerlichkeit des Kunstbetriebes klarer zu durchschauen. Das ist alles.

Ist das alles? Zauner läßt vieles ahnen, rührt an Geheimnisse der Einsamkeit, zeigt den einzelnen in seinem Abwehrkampf gegen eine allgegenwärtige Gesellschaft, den Balanceakt zwischen Redlichkeit und Lebenslüge. Milde Ironie schafft Distanz zu den Figuren, die ihre Lebenszeit wie einen Traum durchschweben. Manches erinnert an Tschechow.

Die österreichische Prosa ist reicher geworden. Wir warten auf Zauners nächsten Roman.

SCHARADE. Von Friedrich Ch. Zauner. C. Bertelsmann Verlag. München, 1985.152 Seiten, geb., öS 202,80.

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