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Zeitgeist von erlesener Qualität

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Was Wien zu Beginn unseres Jahrhunderts versäumte, als die Hofoper Franz Schrekers Oper ,;Der ferne Klang" zwar annahm, aber dann doch nicht aufführte, holt jetzt der scheidende Staatsopernchef Claus Helmut Drese nach: Ein Rückblick zu den Anfängen der „modernen" Psycho-Oper mit neunzigjähriger Verspätung. Schre-ker zwischen Wagners „Tristan"-Liebestod und Bergs „Wozzeck" und „Lulu".

Freilich, was einst einen Schock auslöste, klingt heute wohlvertraut. Und erntete jetzt spektakulären Erfolg. Regisseur Jürgen Flimm, dem Ausstatterehepaar Rolf und Marianne Glittenberg, Dirigent Gerd Albrecht und den beiden hinreißenden Sängern Catherine Malfitano als Grete und Thomas Moser als Komponist Fritz gelang eine Aufführung von erlesener

Qualität.

Schrekers Musik - kurzatmig, nervös, mitunter hysterisch keuchend und von manchen heute als altmodisch empfunden - wird in aufregend schöne Bilder übersetzt. Der Abstieg eines Liebespaares in Elend, Krankheit, Wahn: Fritz, der ehrgeizige junge Komponist, läßt seine Grete als Dirne verkommen, weil er seinem „Lebensklang" nachjagt; Grete schafft zwar den Aufstieg zur großen Kokotte Venedigs, landet am Ende in der Gosse und hat gerade noch Kraft mit ihrem Fritz in den erlösenden Liebestod zu taumeln. „Der ferne Klang" ist zwar keine Entdeckung für die Ewigkeit, aber ein Stück Zeitgeist von aufregender Eigenart.

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