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Zerrbild der Dynastie

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Im jüngsten Werk von Friedrich Weissensteiner entfaltet sich vollends jene bedenkliche Grundhaltung, die schon seine letzten Habsburger-Biographien gekennzeichnet hat: die behauptete Wesensgleichheit von Aufklärung, Liberalismus und Sozialismus zum eigentlichen Kriterium der Bewertung des Hauses Österreich zu machen.

Wenn der Autor versucht, zwölf Mitglieder der Dynastie einer derartig schematischen Zuordnung zu unterwerfen, so vernachlässigt er nicht nur die spezifisch emotionale und intellektuelle Prägung so verschiedener Persönlichkeiten wie Joseph IL, Maximilian von Mexiko, Kaiserin Elisabeth oder des zum Wurstverkäufer gewordenen Leopold Ferdinand. Er verflacht, ja verfälscht auch die zugrundeliegenden geistigen Strömungen.

Von ihren ideologischen Attitüden abgesehen, vermittelt die Sammelbiographie keinerlei Erklärung der offensichtlichen Aurlösung der familiären Binnenstruktur wie des Machtverlusts der Dynastie. Sie fällt somit weit hinter den Erkenntnisstand vor Jahrzehnten veröffentlichter Werke zurück.

REFORMER, REPUBLIKANER UND REBELLEN. DAS ANDERE HAUS HABSBURG-LOTHRINGEN. Von Friedrich Weissensteiner. Österreichischer Bundesverlag. Wien 1987. 320 Seiten, Ln.. öS 298.-.

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