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Zu harsch

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(Volkstheater in den Außenbezir­ken, Wien; „Medea" von Franz Grillparzer) Eine jener Aufführun­gen, in denen man sich fragt, wem die insgesamt positive Bilanz zu verdanken sei: dem Regisseur, hier Wolfgang Krassnitzer, oder den Schauspielerinnen, hier vor allem den -innen. Die Inszenierung gleicht dem Musterbuch eines rei­senden Regiemätzchenverkäufers. Und doch wurde sie zu harsch ge­scholten. Sie arbeitet sehr wohl das Zeitlose der „Medea" heraus, den pathologischen Prozeß, der, in der Kriminalchronik oft nachzulesen, im Trennungskonflikt zum Kinder­mord führen kann. Die Außensei­terstellung der Frau in der Fremde, der der sie verlassende Mann den Boden wegzieht. Und die miese Rolle des aufs bessere Pferd setzen­den Opportunisten. Jason, wie Klaus Fischer ihn spielt, könnte auf dem Sprung sein, Schwiegersohn eines Ladenkettenbesitzers - so spielt Dietrich Hollinderbäumer den König Kreon - zu werden. Hertha Schell spielt die Medea über­zeugend, Julia Gschnitzer die Amme ergreifend, Isabel Weicken die Ladenkettentochter Kreusa glaub­haft. Über Klavier und Plastiksak-kerln sieht das Publikum der Au­ßenbezirke hoffentlich hinweg.

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