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Zum Tode von Ernst Vasovec: Schuld und Sühne

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Hier kann Europa seiner eigenen Hinrichtung zusehen”, und zwar in der Wassergasse 8 der sudetendeut-schen Kleinstadt Molnitz, in einer

Familiengeschichte, wie sie Ernst Vasovec in seinem Roman „Vor dem Fenster die Nacht” beschrieben hat. Dieser österreichische Romancier, der am 14. Dezember im 77sten Lebensjahr gestorben ist, stammte aus Mähren (Mög-litz) und hatte schon ortsbedingt ein empfindliches Organ für jene östlichen Weltwinkel Europas, die in diesem Jahrhundert so ausgiebig befreit wurden, bis die Befreiten allen Hab und Guts, und zuletzt auch ihrer Identität ledig waren. Von den Millionen Toten, die dabei ihr Leben ließen, spricht man kaum mehr. Ernst Vasovec ist ihr Anwalt gebheben, ein österreichischer Dostojewski, der die Leidenspole von Schuld und Sühne immer wieder umkreist.

1931 kam er nach Wien. Hier als Pädagoge ausgebildet, unterrichtete er in Ostpreußen, Jugoslawien und zuletzt m der Steiermark. Geistige Bevorzugung und körperliche Benachteiligung — jahrzehntelang konnte er das Zimmer seines Floridsdorfer Gartenhauses nicht mehr verlassen — wurden zu Faktoren seiner überragenden Persönlichkeit. Mit schonungsloser Unerbittlichkeit stellte er sich in seinen großen Romanen den Problemen der Zeit: „Der Stein des Sisyphos”, „Sodoma”, „Vom Ende der Welt”. Welch souveräner Geist hier am Werk ist, beweist seine Selbstkri-

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