In Ungarn sind bei den jüngsten Wahlen auch wieder katholische Priester ins Parlament eingezogen. Das hat in Budapest Tradition; die kommunistische Regierung legt im Rahmen ihrer „Volksfrontstrategie” Wert darauf, zu dokumentieren, daß die .Mitarbeit der Gläubigen beim Aufbau des Sozialismus” gewünscht wird.
Bisher hat man in Rom über dieses Politengagement von Priestern in Ungarn diskret hinweggesehen; dies mag zum Modus vivendi gehört haben, der sich zwischen Budapest und dem Vatikan herausgebildet hat. Nun aber läßt einerseits das neue Kirchenrecht keinen Zweifel daran, daß Priester keine politischen Funktionen übernehmen dürfen, anderseits gibt es einen Parallelfall, in Nikaragua, wo das politische Engagement von Priestern ebenfalls die .Mitarbeit der Gläubigen beim Aufbau des Sozialismus” signalisieren soll.
In Nikaragua hat Rom — nach einem längeren .Moratorium” — relativ hart durchgegriffen. So ist es unvermeidlich, daß jetzt die Frage auftaucht, ob in Rom mit zweierlei Maß gemessen wird. Es wird nicht leicht sein, eine Lösung zu finden, die die Prinzipien wahrt, ohne deshalb in Ungarn Porzellan zu zerschlagen.
