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Zweimal Joseph IL

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Er löste das Staatswesen von den Banden einer erschlafften Ordnung und gab es der Berechnung und dem Fortschrittsdenken preis. Eine entgeistigte Welt suchte er in das zwängende Korsett von Schema und Staatsraison zu pressen: Sechstau- send Gesetze entspringen dem Jahr- zehnt seiner Regierung.

Obwohl zwei Jahrhunderte seit dem Tod Josephs II. vergangen sind, steht der habsburgische Herrscher noch immer im Reliquienschrein des Progressismus. Dies belegt eine ehr- erbietige Biographie des Histori- kers Karl Gutkas, während der Journalist Humbert Fink einige kri- tische Nuancierungen trifft.

Beide Werke blenden die von Wangermann unterstrichene Ver- nachlässigung der Reichspolitik durch den Monarchen aus, die von Joseph verlängerte Verengung auf eine österreichische Perspektive. So wird auch das im Desaster des Tür- kenkrieges endende Bündnis mit der zaristischen Selbstherrschaft nicht auf seine strategischen und geistigen Implikationen hinterfragt.

Deutlich machen beide Publika- tionen die Verklammerung von Auf- klärung und staatlicher Ballung, die im Josephinismus einen Kern des neuzeitlichen Etatismus erblik- ken läßt. Daß dieser keineswegs nuv kulturelle Steigerung bedeutet, mag etwa die Verschleuderung un- schätzbarer sakraler Kunstwerte durch den Fürsten belegen.

KAISER JOSEPH II. Eine Biographie. Von Karl Gutkas. Paul Zsolnay Verlag, Wien /Darmstadt 1989. 524 Seiten, öS 338,-.

JOSEPH II. KAISER, KÖNIG UND REFOR- MER. Von Humbert Fink. Econ Verlag, Düssel- dorf/Wien/NewYorkl990.310Seiten,öS310,4Ö.

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