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ZWISCHEN DEN ZEILEN

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Der Leser, der, wenn er sich portraitiert meint, beleidigt ist, sollte bedenken, daß der Autor nie etvjas anderes als ein Selbstportrait liefert; selbst wenn er das Material dazu von auswärts bezieht. Er schließt, wie man sagt, von sich auf andere. Übrigens gibt’s für den Autor kein größeres Lob als ein solches Betroffensein eines Lesers, welcher damit ja bestätigt: sua res agitur. Was nicht im Grunde von jedem han delt, im Grunde nicht jeden von uns betrifft, das wäre nicht wert gewesen, geschrieben zu werden; und ist auch nicht wert, gelesen zu werden: ist also keiner Aufregung wert.

Ich entlehne mitunter ein Wort aus dem Schweizerdeutschen. Nicht grad den „Redaktor“; wir haben ja unseren „Redakteur“. Aber etwa „innert“, welches mir bündiger klingt als „innerhalb“ und nicht, wie dieses, den Gegensatz mitschwingen läßt: zum inneren auch das äußere Halbe: zur einen auch die andere Hälfte. Oder den „Hinschied“, dessen gleichsam passive Form an die Höhere Macht mich gemahnt, die denselben verursacht; während das „Hinscheiden“ eigene Aktivität suggeriert, wie das „Hingehen“ im Verhältnis zum „Hingang“, wie die geleistete „Unterbrechung“ im Vergleich mit dem „Unterbruch“ als einem Zugefügten.

Und werde dafür getadelt von meinen Landsleuten, die in schierester Domestikengesinnung: aus Servilität, die heimischen „Erdäpfel“ reichsdeutsch „Kartoffeln“ nennen oder die „Paradeiser“ schon nur mehr „Tomaten“, beharrlich „Sahne“ für „Schlag“ und geradezu ostentativ für „Häfen“ nur „Knast“ und sogar literarisch „Elfmeter“ für „Elfer“ sagen, und „tschüß“ für „adieu“. Na servus!

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