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Zwischen Fronten

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Kann man berühmt und zugleich eine „Unperson" sein, von der sich der Zeit- und Ortsgeist abkehrt, um der Unperson nicht allzu tief in die Augen sehen zu müssen? Arnold Zweig ( 1887-1968) war als Exilierter'in Israel ebenso ein Fremder wie im wilhelminischen Deutschland als Frontsoldat. Obwohl ein Jasager, fiel er zuletzt auch in der DDR leise durch alle Maschen.

Ein solches Leben zwischen den Fronten, die im Gang der J ahrzehnte Standort und Kampfweise wechseln, wird dem Biographen Wilhelm von Sternberg zum Anlaß, von den Trommelfeuern um Verdun, über die Weimarer Republik bis zu den entgegengesetzten Phasen der Emigration, einerseits in Israel, andererseits in Ostberlin, die Pathologie unseres Jahrhunderts aufzuspüren und zu untersuchen. Durchaus verständlich, daß Arnold Zweig, dieser glühende Verehrer der Kultur - seines Geburtslandes, nun aber umzingelt von nationaler Hybris, Führer- Idolatrie und lrratiopalismus sein Niemandsland zwischen den Fronten wie einen Schutzring überall dorthin mitnahm, wohin ihn das Schicksal trieb.

So bietet uns das Buch nicht nur einen Leitfaden durch Zweigs Romane, diese großen epischen Entwürfe einer Gesellschaftsanalyse seiner Zeit, sondern auch durch die Frühgeschichte des Staates Israel und die Teilung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Lebens- und Werkgeschichte ergänzen einander zu einetn überzeugend echten, spannend zu lesenden Porträt eines wachen Geistes, dem die lebenserhal tende Funktion des Traums immer bewußt war.

ARNOLD ZWEIG. Von Wilhelm von Stern· burg. Athenäum Programm bei Anton Hain, Frankfurt 1990. 272 Seiten, öS 374,40.

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