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DER MATTHIAS-GRÜNEWALD-VERLAG

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Mainz, brachte das Buch „St. Paulus auf der Schaukel“ von hübschem Format und mit Ausschnitten aus romanischen Freskenzyklen schweizerischer, österreichischer und oberitalienischer Kapellen und Kirchen heraus, dem das hier wiedergegebene Detail aus einem Bestiarium (St.-Jakob-Kirche in Kastelaz, Tramin, 13. Jahrhundert) entnommen ist. Der aus Siebenbürgen stammende Autor des Buches, Walter M y s s, wurde von den einzelnen Darstellungen biblischer- Szenen, die er auf eigenwillige Weise interpretiert, zu launischen Gedichten angeregt. Während der Autor durchaus berechtigt ist, seine persönlichen Eindrücke in origineller Weise literarisch zu gestalten, sieht sich der Rezensent genötigt, gegen die im zweiten Teil des Büchleins als kunsthistorische Wertung gedachte Zusammenfassung einige Bedenken; vbrzubrlngen. Zunächst stößt sich der Rezensent an der Überschrift' des Kapitels „.Romanische ^^hd 'katotingi'sdhe’ WtihdbildėT des Alpenraumes“. Der Großteil der hier reproduzierten Fresken stammt aus Südtirol; die anderen aus Kärnten, Salzburg, dem schweizerischen Graubünden und dem nördlichen Oberitalien. Eine dem Werk beigefügte Karte scheint allerdings die geographische Vorstellung des Autors vom Alpenraum zu manifestieren, denn er bezieht hierin ganz Süddeutschland zwischen Rhein und Donau mit ein, obwohl dieses Gebiet weder zum Alpenraum gehört noch mit romanischen oder karolingischen Fresken beisteuern kann. Anfechtbar ist auch die These des Autors, in welcher er von keltisch-germanischen Stämmen dieses Alpenraumes spricht, die maßgeblich an der Schöpfung einer „gemeinsamen, alpenländisch-europäischen Kunst und Kultur" beteiligt waren und „in konsequenter Selbstbefreiung von der Vorstellungswelt der Ostkirche" ein Kulturgebiet sui generis schufen. Wahr ist vielmehr, daß alle im Buch gezeigten Freskenbilder — auch die angeblich karolingischen — in Thema und Ausdrucksform der byzantinischen und der romanischen Kunst verhaftet sind

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