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Ärztliche Ethik

19451960198020002020

Allgemeine Pastoralmedizin, Band II. Von Unir .-Prof. DDDr. Albert Niedermeyer. Verlag

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Allgemeine Pastoralmedizin, Band II. Von Unir .-Prof. DDDr. Albert Niedermeyer. Verlag

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Herder, Wien. 372 Seiten. Prei 93 S

Professor Burghard Breitner erwähnte in seinen Vorträgen auf der Internationalen Hochschul- woche in Salzburg (1947), daß das Thema „ärztliche Ethik“ schon lange nicht mehr auf medizinischen Tagungen zur Sprache gekommen sei, und er gab dem Wunsche Ausdruck, es „möge sich bald der beherrschende Gestalter dieses großen Kulturgutes finden“. Dieser Wunsch war um so berechtigter, als andere Länder, vorab die romanischen, mit ihren umfassenden Werken der „Deon- toiogie medicale“ uns Deutschen seit Jahrzehnten voraus sind, anderseits aber bei uns die ärztliche Ethik eine Periode mit Dokumenten einer traurigen Entartung hinter sich hat.

Niemand war berufener, hier zur Ehrenrettung der deutschen medizinischen Wissenschaft beizutragen und den Wunsch Breitners zu erfüllen, als Professor Niedermeyer, der sich in seinem Handbuch der speziellen Pastoralmedizin als souveräner Beherrscher der Problematik und Literatur des weiten medizinischen Gebietes und mit seiner universalistischen Betrachtungsweise als mächtiger Gestalter von Stoffen des Grenzgebietes von Mediziti-Philosophie-Theologie erwiesen hat.

Der erste Teil des Werkes handelt über die Grundlagen der ärztlichen Ethik, u. a. über die Ausbildung des Arztes, über Formen der Berufsausübung, über Standesvertretung und Organisation, Kranke und Krankheit, Grundgesetze des sittlichen Handelns. Der zweite Teil über das System der ärztlichen Ethik, und zwar zunächst in einem allgemeinen Teile und danh in einem besonderen, u. a. über Fragen der Berufsethik in Spezialfächern, über den Umgang mit Patienten,

über Fragen der Kollegialität nd der Zusammenarbeit mit dem Seelsorger.

Daß es bei der ärztlichen Ethik, wie Breitner sagte, um ein großes Kulturgut geht, dessen wird sich der Leser von Abschnitt zu Abschnitt immer mehr bewußt. Greifen doch die behandelten Probleme nicht bloß in den Lebensbezirk des Arztes hinein, sie gehen auch in weitem Ausmaß den Juristen, Theologen und Seelsorger an. Und was der Verfasser über die Ausbildung des Arztes, über die rechtlichen Grundlagen des ärztlichen Handelns und vor allem im zweiten Teil über das Problem „Individuelle oder soziale Medizin“, über das „Arztsystem“ in der Sozialversicherung, über das ärztliche Honorar, die Frage der Kurpfuscherei, das ärztliche Berufsgeheimnis, die Wahrheitspflicht darlegt, beansprucht das Interesse ailer Kreise. Für Verwaltung und Gesetzgebung sind sehr beachtenswert die Vorschläge zu einer allgemeinen grundlegenden Schulreform im Hinblick auf die Reform des medizinischen Studiums und die Vorschläge für’ Beseitigung der Mängel der bisherigen Sozialversicherung.

Den größten Gewinn aber bringt die Lektüre des Werkes dem Arzt selbst: Sie gibt ihm Klärung vieler Probleme seines Berufes, Vertrautheit mit den unwandelbaren und absolute Geltung heischenden Grundnormen der ärztlichen Pflichtlehre, Erkenntnis der verschiedenen Gefährdungen seines Berufsethos, Mut zu sittlicher Entscheidung in schwierigen Situationen und wertvolle Winke für den Umgang mit den Kranken. Den würdigen Abschluß des Werkes bildet das „Gebet eines christlichen Arztes“.

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