Dunkle Wolken brauen sich über Österreichs Universitäten zusammen. Die finanziellen Kahlschläge des Sparpakets sind nur die Spitze einer umfassenden Gegenreform. Mit dem neuen Organisations- und Studienrecht wird die Universität in einen „effizienten Dienstleistungsbetrieb” umgebaut. Die alte Universität mit ihrer eigenständigen Rolle im gesellschaftlichen Gefüge, die über die praktische Verwertbarkeit ihres Tuns weit hinausreicht, könnte bald Geschichte sein. Die Kollegialorgane werden entmachtet, die Lehr- und Lernfreiheit eingeschränkt, die Verschulung beschleunigt, die Studienpläne an die Verwertbarkeit am Markt angebunden, die Kulturwissenschaften dem Verfall preisgegeben, die Lehre auf Pflichtlehrveranstaltungen konzentriert und noch stärker von der Forschung abgeschnitten.
Daß dieser Vorstoß gerade jetzt erfolgt, ist kein Zufall. Die Universität verwirklicht ein Muster des Umgangs mit Realität, Möglichkeiten und Weltinterpretationen, das ein Gegengewicht zur technokratischen Formierung darstellt. Sie fordert Begründungen ein, wo Mammon und Macht regieren.
Der Virus intellektueller Prozeduren, die störrisch auf Befunden, Argumenten, Widerlegungen, Beweisen und distanzierter Reflexion beharren, löst in der Politik tiefliegende Ängste aus. Sie rühren daher, daß Politik zunehmend als verweltlichtes Glaubenssystem zu beschreiben ist und damit die Brücken zur Welt des wissenschaftlichen Diskurses abgebrochen werden. Die neue Konfession besteht in einer mythischen Loyalität zu den Imperativen der Finanzmärkte und des Wettbewerbs, aufbauend auf dem unhinterfragbaren Glauben an die totalitäre Doktrin, daß des Menschen Glück in der Maximierung von Waren liegt. Eine sich diesem Mythos unterordnende Politik wird selbst zur Glaubensfrage.
Was liegt daher näher, als einen Ort, an dem riskante Gedankengänge und Haltungen zirkulieren und möglicherweise freigesetzt werden könnten, eine unanständigerweise auch noch staatlich alimentierte Produktionsstätte von Ketzern und Irrlehren, an die Kette der handfester Produktions- und Berufsqualifikationen zu legen.
